Jörg Ramsauer Literatur, Natur, Sport

Die App von Arno Strobel

Oktober 15

Das Buch hat mich so dermaßen gefesselt, das ich es an einem Tag auslesen mußte. In seinem Nachwort bittet der Autor in Rezensionen nicht auf das wesentliche Thema hinzuweisen, damit man die Lösung nicht zu schnell gefunden werden kann. Dem will ich hier auf jeden Fall Rechnung tragen.

Als Besitzer eines Smart Homes könnte man nach dem Lesen des Romanes unweigerlich sich mit dem Gedanken konfrontiert sehen, seine Smart Home Effekte zu reduzieren. Doch wer hat sich nicht schon damit beschäftigt, wenn in der Zukunft der Kühlschrank selbst den nicht mehr vorhandenen Käse nachbestellt und sich die Systeme in gewisser Hinsicht verselbständigen. Die außer Kontrolle zu geratene Software ist durchaus eine realistische Vorstellung mit all seinen Folgen. Was das Smart Home mit den plötzlich verschwundenen Personen zu tun hat wird am Ende aufgelöst werden. Es bleibt auf jeden Fall spannend….

Die APP von Arno Strobel. Fischer Taschenbuch

Wer oder was ist Sybaris

März 11

Es ist schon manchmal spannend, was man so in alten Büchern zuweilen findet. Als ich in dem epochalen Werk von Will Durants Kulturgeschichte las, fiel mir ein Artikel in die Hände, der von einem Vorbesitzer fein säuberlich ausgeschnitten und dem Buch beigelegt wurde.

Es war ein Ausschnitt aus der FAZ vom 2.10.69 über die Entdeckung eines archäologischen Rätsels. Demnach war man unter einen dicken Lehmschicht verborgen, einer sagenumwobenen Stadt – Sybaris – aus dem Griechenland von 700 v. Chr. auf die Spur gekommen. Die Stadt war im Rahmen einer Katastrophe um das Jahr 510 c.Chr. untergegangen.

Der Brockhaus weiß dazu, daß die von Archäern gegründete Kolonie schnell zu Reichtum und Macht gelangte. Besonders das Wohlleben war bekannt. Der Krieg mit den Einwohnern von Kroton verursachte das Ende. 444 v. Chr. wurde an der Stelle die Kolonie Thurioi gegründet.

Ein neuartiges amerikanisches Trockenlegungssystem hatte nun zum Erfolg beigetragen. Zwischen 4,5 bis 8 m Tiefe hatten die italienischen Wissenschaftler Erfolg. Früher waren wegen der Versumpfung des Geländes wohl keine Grabungen in diesem Umfang möglich. Unterhalb eines Theaters fand man nun die Reste. Laut dem Artikel sollten die Ausgrabungen im folgenden Jahr fortgesetzt werden und der Autor bemerkte suffisant, ob die Lage dieser Stadt mit seiner wissenschaftlichen Bedeutung in der Nähe des neuen Petroleumhafens für Supertanker an der Mündung des Cratiflusses mit dem Industriezweig zu vereinen sei.

Beedabei – Bienen dabei – ein Kunstprojekt von Peter H. Kalb

Juli 11

Von Peter H. Kalb

Beedabei – Bienen dabei – sei dabei – ist ein Kunstprojekt, das sich an alle richtet, die den Kleinsten in unseren Städten helfen wollen, denn sie kämpfen ums Überleben.
Es beginnt mit 227 gekennzeichneten gelben Blumenkästen mit Bienenfutterpflanzen. Sie werden, mit Unterstützung des Bewerbungsbüros Kulturhauptstadt Nürnberg 2025 und dem Projektpartner Pflanzen Kölle, auf dem Hauptmarkt in Nürnberg, in Form des Archetyps „Aufrichten“ und der Europasterne aufgebaut. Danach, wenn alle Fotos und Filme gemacht sind, löst sich das Kunstwerk auf, indem die Kästen kostenfrei an die Passanten weitergegeben werden, die sie bei sich zu Hause aufstellen. Damit verlässt das Kunstwerk den Hauptmarkt, fließt in die Stadtgesellschaft ein, lebt dort als dynamischer Prozess weiter und richtet nachhaltig die Bienenvölker der Stadt auf, da punktuell in der ganzen Stadt Bienenfütterplätze entstehen. Wenn man sich durch die Stadt bewegt wird man immer wieder einmal auf einen dieser gelben Kästen treffen, was zum Mitmachen anregt. #Beedabei!
Für die Nachhaltigkeit dieses Projektes wird eine Website erstellt, die das Kunstwerk und die Aktion auf dem Hauptmarkt in Nürnberg dokumentiert und die Fotos und Filme der Stadtgesellschaft veröffentlicht, die nach und nach von den Bienenfütterkästen eingesandt werden. Über Social Media Kanäle und einer Website, wo man die Beedabei-Kästen und Samen für Bienenfutterpflanzen beziehen kann, wird diese Kunstaktion über die Grenzen Nürnbergs hinaus transportiert, in den europäischen Bienenraum. Beedabei erfüllt das Nachhaltigkeitsziel 2 der SDG (Sustainable Development Goals) – Ernährung sichern.
Dieses Projekt ist jetzt in der Abstimmung des Open Call und wenn es unter die ersten 10 Projekt mit den meisten Stimmen kommt, wird es im Frühjahr 2019 umgesetzt.
Hier kann bis 13.07.2018 um 23.59 Uhr dafür abgestimmt werden :

https://opencall.n2025.de/items/32631?appId=22061

Beedabei – sei auch dabei!

Peter Kalb & Gisela Bartulec GbR.
Archetypen
Reutleser Strasse 4
90427 Nürnberg

Ich habe auch bereits für dieses Projekt gevotet und hoffe auf viele Nachahmer, da dies ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz ist. Auf jeden Fall eine schöne Idee. Ich wünsche dem Projekt auf jeden Fall den vollen Erfolg.

Worüber du reden kannst darüber musst du nicht schweigen

Juni 11

Mark Vernon hat sich in seinem Büchlein philosophische Gedanken zu verschiedenen Situationen gemacht. Jedes Thema  hat er in die Kategorien “ Was soll ich sagen?“, „Der springende Punkt“ und „mit Bedacht“ unterteilt. Die erste Kategorie umreißt das Thema, während in der zweiten das Thema von verschiedenen Aspekten beleuchtet wird. Im letzten Teil wird der Sachverhalt noch einmal kritisch betrachtet.

Dabei reißt er eine Reihe von Themen an. So philosophiert er über die Familie, das Coming-out oder wirtschaftliche Themen wie Geldnot oder die Moral. Obwohl er die Themen nur anreißt und nicht in die Tiefe geht, bewirkt er doch, daß man sich Gedanken, um die verschiedenen Aspekte macht und andere Perspektiven zu Gehör bekommt.

VERNON, M. (2009): Worüber du reden kannst, darüber musst du nicht schweigen. Philosophische Inspirationen für heikle Lebenslagen. Kreuz Verlag, Stuttgart. 158 S. ISBN 978-3-7831-3261-8

Zwischen Nacht und Dunkel

Juni 11

Stephen King ist den meisten Menschen als Horror Künstler und weltweit erfolgreicher Autor bekannt und Werken wie „Es“, „Er“, „Friedhof der Kuscheltiere“. Per Zufall geriet ich an den Band “ Zwischen Nacht und Dunkel“. Dabei handelt es sich nicht um eine durchgehende Geschichte, sondern vier Geschichten, die sich in der Dramatik nicht überbieten, aber doch von den ersten Zeilen an sehr spannend sind.

Die Geschichte „1922“ kann man am ehesten als typisch King zuordnen. Es geht in der Geschichte um einen Vater, der seinen Sohn überredet, mit ihm die Mutter umzubringen. Nach dem erfolgreichen Gelingen Ihres Vorhabens, folgt für Beide eine Odyssee des Grauens.

In “ Big Driver“ macht die Schriftstellerin Tess eine grauenhafte Erfahrung und sorgt für Vergeltung.

In „Eine gute Ehe“ spürt man die Gewissenskonflikte von Darcy, nachdem sie hinter das Geheimnis Ihres Ehemannes gekommen ist. Die psychische Belastung ist enorm und es bahnt sich ein Ausbruch an…..

Die Geschichten sind allesamt sehr spannend geschrieben, wobei mich die erste und letzte Geschichte am meisten angesprochen haben. Für echte King Fans ist der schöne, gebundene Band ein Muß.

 

KING, S. (2010 ): Zwischen Nacht und Dunkel. Heyne Verlag, München. 527 S.

30jähriger Krieg in der Fränkischen Schweiz

Mai 14

Muttertag und gleichzeitig Museumstag. Da ich noch nie im Fränkischen Schweiz Museum gewesen bin, war dies bei strahlendem Sonnenschein mal eine Möglichkeit, sich das Museum mit Sonderausstellung zum 30jährigen Krieg anzusehen. Im Innenhof wurde ein Söldnerlager präsentiert.

Wir kamen gerade rechtzeitig zu einer beginnenden Führung. Herr Kraus schilderte in seiner Führung das Leiden der Bevölkerung und glänzte mit interessanten Details. Dabei war der Krieg kein reiner Glaubenskrieg, da sogar durch katholische Adelige protestantische Söldner angworben wurde. Wer wußte auch schon, daß zu diesem Zeitpunkt die Prozessionen „erfunden“ wurden. Sie sollten sich den Weg durch protestantische Städte und Dörfer bewegen, um die Protestanten vom „wahren“ Glauben zu überzeugen.

Interessant war auch, dass man an Hand von Geburtsstatistiken Vergewaltigungen nachweisen konnte, die jedoch nicht so benannt wurden.  Kritisch müssen jedoch Bevölkerungsstatistiken generell betrachtet werden, da meistens nur Männer gezählt wurden. Kinder und Frauen wurden nicht berücksichtigt, so daß eher Totenregister mehr Aufschluß geben konnten.

Kraus schilderte die komplizierten Machtverhältnisse und den rechtsfreien Raum, in dem Jeder gegen Jeden agieren konnte. Es gab eine Zeit, wo sich niemand sicher fühlen konnte. Die lagernden Söldner buhlten mit den Bewohnern um Nahrungsressourcen und auch mehr. So gab es auch Situationen, in denen Bauern Söldner angriffen. Das Nasen und Ohren Abschneiden muß wohl gängige Praxis gewesen sein.

Im unteren Bereich der Museumsanlage konnten wir medizinisches Werkzeug bestaunen. Früher wollte man die Kugeln unbedingt entfernen, da man durch die Verunreinigung mit Schwarzpulver schwerwiegende Komplikationen vermutete. Dabei wurden auch Spreitzer eingesetzt, die die Wunde vergrößerten. Durch das anschließende Ausbrennen der Wunde verursachte man jedoch auch Folgeprobleme. Die durch den Krieg geschundeten Menschen wurden durch Betteleien in den Städten zum Problem.

Der Frieden wurde dann im Rathaus von Münster geschlossen und es finden sich dazu auch viele Darstellungen auf Kacheln von Kaminöfen.

Während der Führung gab es Salutschüsse aus dem lagernden Söldnerheer im Innenhof, die ohrenbetäubend laut waren. Trotzdem war die Mannschaft nett anzusehen.

Die Führung von Herrn Kraus war auf jeden Fall sehr empfehlenswert und kann aus unserer Sicht gerne wiederholt werden.

Für mehr Infos:

http://fraenkische-schweiz-museum.de/

 

Der Honigdachs von Christoph D. Brumme

Januar 10

Erst nach dem Lesen ist mir aufgefallen, daß der Ich Erzähler gar nicht seinen Namen benannt hat im Verlauf der Erzählung. Von seinen Eltern spricht er in der dritten Person und benennt sie ebenfalls nicht mit Namen. Man erfährt von einem strengen Vater mit einer gewissen Gefühlskälte und einer Neigung zur Gewalt, die eine richtige Beziehung nie hat aufkommen lassen. Erst später erfährt man daß „Er“, so wie er betitelt wird – sich auch in inzestuöser Absicht seiner Tochter genähert hat. Leider wird im Verlauf der Geschichte auf diese Situation nicht näher mehr eingegangen. Es hätte mich interessiert, wie dieser Handlungsstrang sich weiter entwickelt hätte.

Später gibt es auch eine Abhandlung über Kafka und Zärtlichkeit, die man noch mit den anderen Handlungsstrang verbinden kann. Die Sprünge in der Handlung, insbesondere der Brief von Alexandre Dumas, wirken eher befremdlich, auch wenn sich der Aufenthalt des Protagonisten in Russland und die dortigen skurilen Ereignisse um seine Aufenthaltserlaubnis und seine Frauen in Teilen spannend sind.

Insgesamt ein nicht einfach zu lesender Roman. Auf dem Umschlagtext wirbt Rolf-Bernhard Essig, Wiener Zeitung, mit einer wunderbaren Wirkung des Romans vergleichbar derer aus Dostojewskis spätesten Prosawerken. Dies kann ich natürlich nicht beurteilen, da ich noch nicht alle Klassiker der Weltliteratur verschlungen habe, aber ich habe keinen richtigen Zugang gefunden.

 

BRUMME, C.-D. (2010): Der Honigdachs. 131 S. Dittrich Verlag, Berlin. ISBN 978-3-937717-50-0

Verbrechen von Ferdinand von Schirach

Januar 3

Klappentexte sind immer mit Vorsicht zu genießen. Sie müssen übertreiben und Lust auf das Lesen machen. Doch bei diesem Buch sind die Lobeshymnen gerechtfertigt. Ich habe das Buch nach dem Anfangen nicht mehr aus den Händen legen wollen. Der Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach plaudert in diesem Buch aus dem Nähkästchen. Die Fälle sind alle pure Realität.

In „Fähner“ schildert von Schirach den Fall eines Arztes der seine Frau tötete nachdem sie ihn über Jahre heftig seelisch gequält hatte. Seine Erzählweise ist schnell, faktisch und hemmungslos ohne viel Schnörkel. Am beeindruckendsten fand ich die Geschichte „Der Äthiopier“ bei dem ein in Deutschland gescheiterter Mensch sich in Äthiopien in einem Dorf völlig entfalten kann und den Bewohnern soviel hilft, daß er zum wahren Helden emporgehoben wird. Das Schicksal holt ihn dort dennoch ein und er muß zurück nach Deutschland, um dort Rede und Antwort zu stehen. Trotzdem nimmt die Geschichte am Ende noch eine sehr positive Wendung…..

Mein Prädikat für das Buch: sehr wertvoll

 

SCHIRACH, VON F. (2009): Verbrechen. 205 S. Piper Verlag, München. ISBN: 978-3-492-05362-4

Verbrechen von Ferdinand Schirach

Dezember 17

Der Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach berichtet in seinem Buch über wirklich außergewöhnliche Fälle. Dabei folgen Fakten, Fakten, Fakten. Die Fälle werden in einer atemberaubenden Geschwindigkeit erzählt und ziehen den Leser geradezu mit. Man kann das Buch nicht weglegen. Es werden Motive und historische Aspekte des Täters, wie auch Opfers beleuchtet. Dabei hat mich die Geschichte „Der Äthiopier“ besonders beeindruckt, in der ein deutscher Außenseiter in Äthiopien sich nicht nur entfaltet und sein Glück findet, aber durch die Vergangenheit in Deutschland wieder eingeholt wird.

Ich wünsche mir mehr von Herrn Schirachs Geschichten und hoffe auf eine weite Verbreitung dieses Titels.

 

SCHIRACH, VON, F. (2009): Verbrechen. 5 Aufl., 206S. Piper Verlag, München. ISBN 978-3-492-05362-4

Tore der Welt von Ken Follett

Oktober 29

Es ist das erste Mal, daß ich einen Roman fast weglegen wollte, weil das Geschehen so ungerecht und ich wütend auf den Autor war.

Ken Follett erzählt in Fortsetzung zu seinem Kingsbridge Roman “ Säulen der Erde“ die weitere Entwicklung der Stadt Kingsbridge mitsamt seiner Priorei. Der Roman wurde wieder in mehrere Handlungsstänge aufgeteilt, so daß die Entwicklung von mehreren Personen verfolgt wird. Zum Einen die Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Merthin und Caris und zum anderen von Caris Freundin Gwenda und Wulfrick. Die Kämpfe innerhalb der Priorei um die Macht in Verbindung mit dem Königshaus und dem Grafen von Shiring sind von zentraler Bedeutung.

Die Faszination von Follett sind seine Details. Er versucht eine Bestandsaufnahme der historischen Verhältnisse darzulegen und beschreibt das Denken und Handeln zu jener Zeit. Die Kirche und die Religion als zentraler Bestandteil des Handelns zu jener Zeit und die Konflikte in einer beginnenden industriellen Entwicklung des Handwerks. Die beginnende Pest mit ihren verheerenden Auswirkungen sind auch Teil der Geschichte.

Wieder einmal hat mich der Roman richtig mitgerissen, obwohl ich sowohl „Säulen der Erde“ und diesen Roman als Hörbuch gehört habe. Tobias Kluckert ist einfach einmalig. Er verleiht den verschiedenen Protagonisten mit unterschiedlichen Akzentuierungen in der Stimme einen besonderen Charakter.  Eine große Kunst.

Ich freue mich nun auf den aktuellen „dritten“ Teil bzw. der Fortsetzung mit dem “ Fundament der Ewigkeit“, wobei zumindest bei spotify Joachim Kerzel liest. Er vermag aus meiner Sicht nicht die Qualität eines Tobias Kluckert zu erreichen.

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