Juni
11
Mark Vernon hat sich in seinem Büchlein philosophische Gedanken zu verschiedenen Situationen gemacht. Jedes Thema hat er in die Kategorien “ Was soll ich sagen?“, „Der springende Punkt“ und „mit Bedacht“ unterteilt. Die erste Kategorie umreißt das Thema, während in der zweiten das Thema von verschiedenen Aspekten beleuchtet wird. Im letzten Teil wird der Sachverhalt noch einmal kritisch betrachtet.
Dabei reißt er eine Reihe von Themen an. So philosophiert er über die Familie, das Coming-out oder wirtschaftliche Themen wie Geldnot oder die Moral. Obwohl er die Themen nur anreißt und nicht in die Tiefe geht, bewirkt er doch, daß man sich Gedanken, um die verschiedenen Aspekte macht und andere Perspektiven zu Gehör bekommt.
VERNON, M. (2009): Worüber du reden kannst, darüber musst du nicht schweigen. Philosophische Inspirationen für heikle Lebenslagen. Kreuz Verlag, Stuttgart. 158 S. ISBN 978-3-7831-3261-8
Juni
11
Stephen King ist den meisten Menschen als Horror Künstler und weltweit erfolgreicher Autor bekannt und Werken wie „Es“, „Er“, „Friedhof der Kuscheltiere“. Per Zufall geriet ich an den Band “ Zwischen Nacht und Dunkel“. Dabei handelt es sich nicht um eine durchgehende Geschichte, sondern vier Geschichten, die sich in der Dramatik nicht überbieten, aber doch von den ersten Zeilen an sehr spannend sind.
Die Geschichte „1922“ kann man am ehesten als typisch King zuordnen. Es geht in der Geschichte um einen Vater, der seinen Sohn überredet, mit ihm die Mutter umzubringen. Nach dem erfolgreichen Gelingen Ihres Vorhabens, folgt für Beide eine Odyssee des Grauens.
In “ Big Driver“ macht die Schriftstellerin Tess eine grauenhafte Erfahrung und sorgt für Vergeltung.
In „Eine gute Ehe“ spürt man die Gewissenskonflikte von Darcy, nachdem sie hinter das Geheimnis Ihres Ehemannes gekommen ist. Die psychische Belastung ist enorm und es bahnt sich ein Ausbruch an…..
Die Geschichten sind allesamt sehr spannend geschrieben, wobei mich die erste und letzte Geschichte am meisten angesprochen haben. Für echte King Fans ist der schöne, gebundene Band ein Muß.
KING, S. (2010 ): Zwischen Nacht und Dunkel. Heyne Verlag, München. 527 S.
Januar
10
Erst nach dem Lesen ist mir aufgefallen, daß der Ich Erzähler gar nicht seinen Namen benannt hat im Verlauf der Erzählung. Von seinen Eltern spricht er in der dritten Person und benennt sie ebenfalls nicht mit Namen. Man erfährt von einem strengen Vater mit einer gewissen Gefühlskälte und einer Neigung zur Gewalt, die eine richtige Beziehung nie hat aufkommen lassen. Erst später erfährt man daß „Er“, so wie er betitelt wird – sich auch in inzestuöser Absicht seiner Tochter genähert hat. Leider wird im Verlauf der Geschichte auf diese Situation nicht näher mehr eingegangen. Es hätte mich interessiert, wie dieser Handlungsstrang sich weiter entwickelt hätte.
Später gibt es auch eine Abhandlung über Kafka und Zärtlichkeit, die man noch mit den anderen Handlungsstrang verbinden kann. Die Sprünge in der Handlung, insbesondere der Brief von Alexandre Dumas, wirken eher befremdlich, auch wenn sich der Aufenthalt des Protagonisten in Russland und die dortigen skurilen Ereignisse um seine Aufenthaltserlaubnis und seine Frauen in Teilen spannend sind.
Insgesamt ein nicht einfach zu lesender Roman. Auf dem Umschlagtext wirbt Rolf-Bernhard Essig, Wiener Zeitung, mit einer wunderbaren Wirkung des Romans vergleichbar derer aus Dostojewskis spätesten Prosawerken. Dies kann ich natürlich nicht beurteilen, da ich noch nicht alle Klassiker der Weltliteratur verschlungen habe, aber ich habe keinen richtigen Zugang gefunden.
BRUMME, C.-D. (2010): Der Honigdachs. 131 S. Dittrich Verlag, Berlin. ISBN 978-3-937717-50-0
Januar
3
Klappentexte sind immer mit Vorsicht zu genießen. Sie müssen übertreiben und Lust auf das Lesen machen. Doch bei diesem Buch sind die Lobeshymnen gerechtfertigt. Ich habe das Buch nach dem Anfangen nicht mehr aus den Händen legen wollen. Der Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach plaudert in diesem Buch aus dem Nähkästchen. Die Fälle sind alle pure Realität.
In „Fähner“ schildert von Schirach den Fall eines Arztes der seine Frau tötete nachdem sie ihn über Jahre heftig seelisch gequält hatte. Seine Erzählweise ist schnell, faktisch und hemmungslos ohne viel Schnörkel. Am beeindruckendsten fand ich die Geschichte „Der Äthiopier“ bei dem ein in Deutschland gescheiterter Mensch sich in Äthiopien in einem Dorf völlig entfalten kann und den Bewohnern soviel hilft, daß er zum wahren Helden emporgehoben wird. Das Schicksal holt ihn dort dennoch ein und er muß zurück nach Deutschland, um dort Rede und Antwort zu stehen. Trotzdem nimmt die Geschichte am Ende noch eine sehr positive Wendung…..
Mein Prädikat für das Buch: sehr wertvoll
SCHIRACH, VON F. (2009): Verbrechen. 205 S. Piper Verlag, München. ISBN: 978-3-492-05362-4
Dezember
17
Der Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach berichtet in seinem Buch über wirklich außergewöhnliche Fälle. Dabei folgen Fakten, Fakten, Fakten. Die Fälle werden in einer atemberaubenden Geschwindigkeit erzählt und ziehen den Leser geradezu mit. Man kann das Buch nicht weglegen. Es werden Motive und historische Aspekte des Täters, wie auch Opfers beleuchtet. Dabei hat mich die Geschichte „Der Äthiopier“ besonders beeindruckt, in der ein deutscher Außenseiter in Äthiopien sich nicht nur entfaltet und sein Glück findet, aber durch die Vergangenheit in Deutschland wieder eingeholt wird.
Ich wünsche mir mehr von Herrn Schirachs Geschichten und hoffe auf eine weite Verbreitung dieses Titels.
SCHIRACH, VON, F. (2009): Verbrechen. 5 Aufl., 206S. Piper Verlag, München. ISBN 978-3-492-05362-4
Oktober
29
Es ist das erste Mal, daß ich einen Roman fast weglegen wollte, weil das Geschehen so ungerecht und ich wütend auf den Autor war.
Ken Follett erzählt in Fortsetzung zu seinem Kingsbridge Roman “ Säulen der Erde“ die weitere Entwicklung der Stadt Kingsbridge mitsamt seiner Priorei. Der Roman wurde wieder in mehrere Handlungsstänge aufgeteilt, so daß die Entwicklung von mehreren Personen verfolgt wird. Zum Einen die Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Merthin und Caris und zum anderen von Caris Freundin Gwenda und Wulfrick. Die Kämpfe innerhalb der Priorei um die Macht in Verbindung mit dem Königshaus und dem Grafen von Shiring sind von zentraler Bedeutung.
Die Faszination von Follett sind seine Details. Er versucht eine Bestandsaufnahme der historischen Verhältnisse darzulegen und beschreibt das Denken und Handeln zu jener Zeit. Die Kirche und die Religion als zentraler Bestandteil des Handelns zu jener Zeit und die Konflikte in einer beginnenden industriellen Entwicklung des Handwerks. Die beginnende Pest mit ihren verheerenden Auswirkungen sind auch Teil der Geschichte.
Wieder einmal hat mich der Roman richtig mitgerissen, obwohl ich sowohl „Säulen der Erde“ und diesen Roman als Hörbuch gehört habe. Tobias Kluckert ist einfach einmalig. Er verleiht den verschiedenen Protagonisten mit unterschiedlichen Akzentuierungen in der Stimme einen besonderen Charakter. Eine große Kunst.
Ich freue mich nun auf den aktuellen „dritten“ Teil bzw. der Fortsetzung mit dem “ Fundament der Ewigkeit“, wobei zumindest bei spotify Joachim Kerzel liest. Er vermag aus meiner Sicht nicht die Qualität eines Tobias Kluckert zu erreichen.
August
26
Lissa Prices Hauptfigur Callie lebt in einem Land nach einem verheerenden Krieg, der mit biologischen Waffen geführt wurde und viele Waisen produziert hat. Sie hat nur mit ihrem kleineren Bruder Tyler überlebt und fühlt sich nach dem Tod ihrer Eltern für ihn verantwortlich. Sie lebt mit ihm auf der Straße und kämpft ums Überleben – immer auch auf der Flucht vor den Marshalls.
Callie entdeckt, die Firma Prime Destinations, in der sie nur durch das zur Verfügung stellen ihres Körpers für einen bestimmten Zeitraum, viel Geld verdienen kann. Sie wittert hierin ihre Chance, ihrem Bruder und sich ein besseres Leben gönnen zu können und willigt ein. Die Firma ermöglicht reichen Enders, die bis zu 200 Jahre alt werden können, gegen ein hohes Entgeld, in einen jugendlichen Körper schlüpfen zu können, Doch bevor dies möglich ist, wird Callie entsprechend kosmetisch präpariert und bekommt einen Chip eingesetzt, der eine bestimmte Kontrolle durch die Firma ermöglicht. Die ersten kurzen Ausflüge sind erfolgreich. Doch dann soll sie ihren Körper einen Monat lang vermieten. Erst dann wird die Summe ausbezahlt. Sie will eigentlich ihren Bruder nicht so lange im Stich lassen und willigt schließlich ein. Es geht jedoch etwas schief mit dem Chip und sie wacht nicht im Labor bei Prime Destinations auf, sondern während Aktivitäten ihrer Mieterin Helena. Dazu kann sie auf einmal mit Helena Kontakt aufnehmen. Diese möchte einen Senator umbringen und somit nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Am Anfang war die Geschichte etwas wirr erzählt, da die Autorin die Vorgeschichte bruchstückhaft im Handlungsstrang unterbringt. Ich wollte das Buch ab und zu beiseite legen. Doch dann wurde es ziemlich spannend und ich mußte es in einem Rutsch zu Ende lesen. Es gibt dazu noch eine Fortsetzung mit Namen „Enders“, die ich auf jeden Fall nun gerne in der Hoffnung lesen möchte, daß sich das letzte Geheimnis nun doch noch klärt. Was dies ist, müßt ihr selbst herausfinden…….
Lissa Price: starters. IVI (Imprint der Piper Verlag GmbH, München. ISBN 978-3-492-70263-8
November
4
Jonas Jonasson hat ein Buch über seinen Helden Allan Karlsson verfaßt, das man nicht mehr aus den Händen legen möchte. Die Titelauswahl ist dabei schon sehr spektakulär, da sehr lang und noch als vollständiger Satz verfaßt.
Natürlich macht es neugierig auf den Hundertjährigen, der in seinem betagten Alter noch aus dem Fenster steigen kann. Wohin will er, was hat er vor. Diese Gedanken kommen doch unweigerlich jedem Leser. Jonasson schreibt in zwei Erzählsträngen. Im ersten Strang gelangt Allan Karlsson per Zufall in Situationen, die in einem kleinen Kriminalfall münden. Diese kleine Geschichte wird immer durch Rückblenden unterbrochen, in denen Jonasson sein Leben Revue passieren läßt. Dabei schafft es Karlsson sogar bei zahlreichen weltgeschichtlichen Ereignissen indirekt im Hintergrund mitzuwirken.
Jonasson hat es geschafft, die ungeheuren Zufälle miteinander so zu verstricken, das man als Leser es sich kaum vorstellen kann, wie solch ein Mensch mit dieser heftigen Lebensgeschichte überhaupt noch 100 Jahre alt werden kann.
Es war ein genüßliches Lesevergnügen und ich bin doch sehr gespannt auf die anderen Schätze des Herrn Jonasson……
JONASSON, J. (2009): Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. carl`s book, München. 413 S. ISBN 978-3-570-58501-6
Juni
19
Georg Schwedt, seines Zeichens Prof. der Chemie und offensichtlich Kenner der Historie des Johann Wolfgang von Goethe hat ein sehr detailreiches Buch über Goethes organisiertes Leben geschrieben, indem sich viele Parallelen zu heutigen Managementtechniken wiederfinden lassen.
Schon immer tauchte die Frage auf, wie dieser Mann diese enorme schöpferische Leistung durchsetzen konnte. Natürlich spielte dabei seine vermögende Herkunft eine Rolle, die ihn direkt in die höheren Sphären beförderte. Allerdings ist es doch in heutiger Zeit verwunderlich, wie jemand auf so vielen unterschiedlichen und z.T. wissenschaftlichen Gebieten erfolgreich sein konnte. Schwedt gibt einen Einblick in seinen durchstrukturierten Arbeitsalltag, bei denen offenbar wird, wie stark seine Umgebung mit in seine Prozesse eingebunden war. Dabei verfügte er über Schreiber, die für ihn niederschrieben und den Haushalt organisierten und ihm auch zu Gesprächen zur Verfügung standen. Er bot ihnen Entwicklungsmöglichkeiten und war nicht nur jemand, der seine „Schützlinge“ in eine Richtung drängte.
Darüberhinaus verfügte er in Herzog Carl-August einen Gönner und Mäzen. Nach seinem juristischen Studium begann er sein Netzwerk aufzubauen. Sein umfangreicher Schriftwechsel mit verschiedensten Persönlichkeiten führte mit Sicherheit dazu, sein Beziehungsgeflecht zu stabilisieren und erfolgreich auszubauen.
Das kleine Büchlein macht nach der Lektüre auf jeden Fall Lust darauf, mehr zu erfahren.
SCHWEDT, G. (2009): Goethe – Der Manager. Wiley VCH-Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim. 213 S. ISBN 978-3-527-50369-8
Februar
14
Das sehr kurzweilig zu lesende Buch von Manfred Mai ist ein Abriß der Weltgeschichte. Der Autor versteht es markante Stationen der Weltgeschichte aufzuführen und ermöglicht dem Leser somit, sich einen schnellen Überblick zu verschaffen.
Von den ersten Menschen verfolgt Mai die Entwicklungen der Menschheit. Er erwähnt lediglich die Essenzen in den jeweiligen Staatenentwicklungen und kann sich natürlich ob des Umfang seines Werkes nicht in Details verlieren. Einige Grafiken bzw. Bilder lockern den Text auf, wobei ich persönlich ein Buch mit noch mehr Bildern schöner finden würde, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.
Trotzdem ein gelungenes Werk, die sich die Eckpunkte der Weltgeschichte in Erinnerung rufen wollen.
MAI, M. (2002): Weltgeschichte. Carl Hanser Verlag, München, Wien. 194 S.
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