Fremdenfeindlichkeit – ein Trauerspiel
Es ist betrüblich zu sehen, wieviel Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft um sich greift. So finden sich bei Facebook & Co. etliche Links zum Thema, die weitergepostet werden. Mit Schlachtrufen hat man auch schon in vergangenen Zeit versucht, die Massen zu mobilisieren. Dabei werden Ereignisse auf einen bestimmten Punkt reduziert. Ein „Ausländer“, der eine bestimmte negative Handlung oder Aussage vollzogen hat. Gemeinsam ist diesen Angriffen nur, dass sie meistens aus dem Kontext gerissen wurden und mit Sachlichkeit hier auch nicht argumentiert wird.
Natürlich gibt es in jeder Gesellschaft Fehlentwicklungen und auch Schwierigkeiten im Umgang mit Migranten, aber man sollte immer berücksichtigen, wie hoch die Anzahl derer ist, die sich hier als Kriminelle betätigen, oder anderweitig gegen die Gesellschaft gerichtete Aktionen durchführen.
Mit diesen Äußerungen wird gleichzeitig Front gegen die Religionszugehörigkeit gemacht. Der Islam steht hier besonders im Fokus. Dabei sind die Grundzüge des Islam nicht so weit von denen des Christentums entfernt. Man darf hierbei nicht außer acht lassen, dass die bisher vorgenommenen Interpretationen, nicht unbedingt den Islam repräsentieren. Im Islam steht nicht, dass man als Selbstmordattentäter in den Himmel kommt. Verschleierung von Frauen sowie die reduzierten Rechte sind auch kein Bestandteil des Islam. Die Betrachtung des Islam kann letztendlich erst nach intensivem Studium greifen.
Es kann einen nur traurig stimmen, wenn man sich die Positionen der linken, wie auch der rechten und auf der anderen Seite auch der Salafisten und anderer radikalen Gruppierungen ansieht. Dabei sind wir alles nur einfache Kreaturen, von Biologen leidenschaftslos als soziale Großraubsäuger bezeichnet, die nur durch eine andere Volksgruppenzugehörigkeit und Kultur getrennt voneinander sind.
Sineb el Masrar (2010) skizziert in ihrem Buch sehr gut im Detail die Entwicklung der Migranten in den 60er und 70er Jahren bis heute. Als die ersten Migranten von uns zur Arbeit geholt wurden, in Baracken lebten und mit gravierenden Problemen der Integration (Sprachbarriere, Heimweh, Wohnungssituation) zu kämpfen hatten. Die Kinder hatten es in Schule schwerer, als ihre deutschen Mitschüler, da man auf die neuen Verhältnisse von Seiten der Behörden nicht eingestellt war.
Ich erinnere mich noch gut, wie meine Eltern sich für meinen türkischstämmigen Freund eingesetzt haben und ihm die deutsche Sprache beigebracht haben. Er ist übrigens heute ein sehr erfolgreicher „integrierter Türke“, um dies mal sehr banal ausdrücken zu dürfen. Durch unsere Unterstützung ,die nur einen kleinen Beitrag darstellte, bekamen wir schnell Kontakt zur türkischen Gemeinschaft und waren sogar auf einer türkischen Hochzeit. Dort waren wir die einzigen Deutschen.
Doch nicht nur die türkischen Freunde haben von uns profitiert. Wir haben auch von Ihnen lernen dürfen. Gemeinschaft, Familie. Der Wert der Familie ist dort viel ausgeprägter und hat mich beeindruckt. Dort lebt man mit den Generationen und nicht gegen Sie. Davon können wir auch heute noch etwas lernen.
Den Medien ist an dieser Stelle auch ein Vorwurf zu machen. Sie haben eigentlich die Aufgabe, sachlich und kontrovers zu berichten, statt Effekthascherei, Polemik und Hass zu schüren und zu betreiben. Bildungsfernere Schichten agieren sehr kurzsichtig und impulsiv auf entsprechende Meldungen und Berichte, in denen man einer bestimmten Gruppierung ein Fehlverhalten anlasten kann. Durch soziale Netze, wie Facebook, ist es schnell möglich, dies ungefiltert und nur mit Schlagwörtern versehen zu posten.
Die internationalen Kontakte, die sich bis heute aufgebaut haben, möchte ich nicht missen. Sie bereichern das Leben und sorgen für einen enormen Erfahrungszuwachs. Wer heute von rassistischen Gedanken getragen wird, sollte einmal den Kontakt zu den „angeklagten“ Gruppierungen suchen und sich ein konkretes Bild von Ihnen machen. Ich bin sicher, dass nach einer intensiven Prüfung, gegenseitige Vorbehalte schnell in Sympathie umgewandelt werden können.
Literatur:
EL MASRAR, S. (2010): Muslim Girls. Wer wir sind, wie wir leben. Eichborn Verlag, Frankfurt. 206 S.
YILDIZ, E. (1999): Fremdheit und Integration. 126 S. BLT Verlag, Bergisch Gladbach.
Neueste Kommentare